Heute bin ich durch einen klaren See geschwommen — der wunderschöne Bergsee hier in der Heimat. Lange ist es her, dass ich diesen See durchquerte.
Stelle Dir vor, dieser See ist in etwa wie eine Banane geformt.
Das Ziel ist vom Startpunkt aus nicht zu erkennen.
Ich begann also zu schwimmen und konnte nach unten zwar bis auf den Boden schauen durch das glasklare Wasser, doch nach vorne nur bis zur ersten Schilfkante. Ich dachte mir, wenn ich an der Kante ankomme, werde ich bestimmt das Ziel sehen können.
Doch an der Kante ragte die nächste Kante um die Ecke. Ich erinnerte mich, oh ja es ist doch etwas weiter als ich in Erinnerung hatte. Nach dieser Schilfkante werde ich sicher die Badestelle sehen können. Ich schwamm weiter und es wurde langsam leichter, denn meine Muskeln erinnerten sich, wie das geht, das lange Schwimmen. Zudem konnte ich den leichten Rückenwind wahrnehmen, der sachte nach vorne schob.
An der nächsten Schilfkante sah ich wieder eine Schilfkante. Wow. So weit hatte ich es wirklich nicht mehr in Erinnerung. Aber gut, ich schaffe das!
Mit jeder Kante wurde der Rückenwind und die schiebenden Wellen stärker. Das Gleiten durchs Wasser fiel leichter und leichter obwohl das Ziel noch nicht in Sicht war. Was stattdessen passierte war, dass meine Motivation stieg. Ich hatte plötzlich wieder diesen Hunger auf Schwimmen. Ich hatte Bock. Es ging leicht. Es machte Spaß. Es ging voran.
Und ich hatte eine Challenge!
Nach der vierten Schilfkante sah ich endlich das ersehnte Ziel. Und wie ich mich freute! Niemals hätte ich solch eine Freude verspürt, wäre mein Ziel viel früher sichtbar gewesen. Der Weg brachte mir die Freude. Der Weg schenkte mir Motivation und ließ meine Kraft wachsen.
Jede Etappe brachte mehr Leichtigkeit, mehr Rückenwind und mehr Vertrauen, dass ich das wirklich kann. Dass ich das immer noch kann. Dass ich es schon immer konnte! Und dass ich es liebe.
Diese 2km durch den Bergsee haben mich an die Liebe erinnert.
Daran, dass ich eine Schwimmerin bin. Daran, dass die Wellen mich nach vorne schieben. Und vor allem daran, dass du dein Ziel nicht von Anfang an sehen musst. Du musst einfach loslegen und von einem Punkt zum anderen schwimmen.
Und am Ende kommst du an, voller Stolz, und legst noch einen Endspurt hin! Denn da ist immer noch Kraft in Dir. Kraft, die der Weg Dir schenkte. Kraft, die Du vorher nicht hattest.
Und du drehst Dich um und denkst, wow, was für eine Strecke. Jetzt bin ich hier, auf der anderen Seite. Einmal ganz durch. Für immer jemand anderes. Für immer gestärkt und verbunden, mit der Gewissheit, dass Du es schaffen kannst — alles, was Du Dir wünscht.